24/12/2018
Der Einstieg in das Berufsleben ist ein spannender Schritt, besonders im kreativen und serviceorientierten Friseurhandwerk. Für viele junge Menschen stellt sich dabei die Frage nach der finanziellen Entschädigung – dem Lehrlingslohn. Dieser Lohn ist weit mehr als nur ein Taschengeld; er ist eine Anerkennung der geleisteten Arbeit, eine Investition in die Zukunft des Auszubildenden und ein grundlegender Bestandteil der Ausbildungsvereinbarung. Ein faires Gehalt während der Lehrzeit motiviert nicht nur, sondern ermöglicht auch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Doch wie wird dieser Lohn eigentlich festgelegt, welche Faktoren spielen eine Rolle, und was sollten angehende Friseurinnen und Friseure darüber wissen?
- Grundlagen des Lehrlingslohns: Mehr als nur eine Entschädigung
- Wie Lehrlingslöhne ausgehandelt werden: Der Weg zu fairem Verdienst
- Einflussfaktoren auf die Lohnhöhe: Was bestimmt Ihr Gehalt?
- Rechtliche Aspekte des Lehrlingslohns: Ihre Rechte kennen
- Branchenübliche Löhne im Friseurhandwerk: Eine Orientierungshilfe
- Tipps zur Lohnverhandlung: Selbstbewusst auftreten
- Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Lehrlingslohn
- 1. Kann mein Ausbildungsbetrieb meinen Lohn kürzen?
- 2. Was passiert, wenn ich mit meinem Lohn unzufrieden bin?
- 3. Muss ich meinen Eltern meinen Lohn abgeben?
- 4. Gibt es Unterschiede bei den Löhnen zwischen den Geschlechtern?
- 5. Bekomme ich Lohn, wenn ich in der Berufsschule bin?
- 6. Wer kann mir verlässliche Informationen zu Lehrlingslöhnen geben?
- Fazit: Eine Investition in die berufliche Zukunft
Grundlagen des Lehrlingslohns: Mehr als nur eine Entschädigung
Als Lehrling leisten Sie im Betrieb wertvolle Arbeit und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Für diese Arbeit erhalten Sie eine finanzielle Entschädigung, Ihren Lohn. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Lohn nicht statisch ist, sondern sich im Laufe Ihrer Ausbildung in der Regel stufenweise erhöht. Dies spiegelt wider, dass Sie mit jedem Ausbildungsjahr mehr Wissen und praktische Fähigkeiten erwerben, Ihre Produktivität steigt und Sie komplexere Aufgaben selbstständig übernehmen können. Die schrittweise Erhöhung des Lohns ist somit eine Anerkennung Ihrer wachsenden Kompetenzen und Ihres Beitrags zum Salonalltag.

Diese jährliche Anpassung ist ein wichtiges Merkmal der Lehrlingslöhne und unterscheidet sie von einem festen Gehalt, das man in einer abgeschlossenen Anstellung erhalten würde. Sie dient dazu, Ihre Entwicklung und Ihren steigenden Wert für den Betrieb zu honorieren. Das bedeutet, dass ein Lehrling im dritten Ausbildungsjahr, der bereits eigenständig Kunden bedienen, Färbungen durchführen oder komplexe Haarschnitte meistern kann, entsprechend mehr verdient als ein Anfänger, der sich noch in den grundlegenden Techniken und Abläufen einarbeitet.
Wie Lehrlingslöhne ausgehandelt werden: Der Weg zu fairem Verdienst
Die Festlegung des Lehrlingslohns ist oft keine individuelle Verhandlung im klassischen Sinne, wie man sie von einer Anstellung nach der Ausbildung kennt. Stattdessen orientieren sich die meisten Betriebe an branchenüblichen Standards und Empfehlungen. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die sogenannten Gesamtarbeitsverträgen (GAV) oder spezifische Branchenregelungen. Diese Verträge werden zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelt und legen Mindeststandards für Arbeitsbedingungen, Löhne und andere wichtige Aspekte innerhalb einer Branche fest. Im Friseurhandwerk gibt es oft spezielle GAVs, die auf die Besonderheiten des Berufs zugeschnitten sind.
Diese Verträge bieten eine wichtige Orientierung und schaffen Transparenz. Sie stellen sicher, dass alle Lehrlinge in der Branche eine faire und vergleichbare Entschädigung erhalten, unabhängig von der Größe oder dem Ruf des einzelnen Salons. Auch wenn ein GAV nicht immer rechtlich bindend für jeden einzelnen Betrieb ist, so dient er doch als starke Empfehlung und Referenzpunkt. Viele Unternehmen, auch kleinere Salons, halten sich freiwillig an diese Empfehlungen, um gute Auszubildende anzuziehen und zu halten.
Neben den GAVs gibt es auch branchenspezifische Verbände oder Institutionen, die regelmäßig Gehaltsempfehlungen herausgeben. Diese Empfehlungen basieren oft auf Umfragen, Wirtschaftsdaten und der allgemeinen Entwicklung der Branche. Sie sind eine wertvolle Informationsquelle für Auszubildende, Eltern und Betriebe, um sich ein Bild von den üblichen Lehrlingslöhnen zu machen und eine faire Vereinbarung zu treffen. Es ist ratsam, sich vor Beginn der Ausbildung bei relevanten Branchenverbänden oder Berufsberatungsstellen über die aktuellen Empfehlungen zu informieren.
Einflussfaktoren auf die Lohnhöhe: Was bestimmt Ihr Gehalt?
Obwohl es branchenübliche Empfehlungen gibt, können die tatsächlichen Lehrlingslöhne im Friseurhandwerk variieren. Mehrere Faktoren beeinflussen die Höhe des Gehalts:
- Region: In Grossstädten oder wirtschaftlich stärkeren Regionen sind die Lebenshaltungskosten oft höher, was sich in der Regel auch in höheren Löhnen widerspiegelt. Ein Lehrling in Zürich wird tendenziell mehr verdienen als jemand in einer ländlichen Gegend.
- Größe und Art des Betriebs: Große, etablierte Salons oder Friseurketten haben oft standardisierte Lohnstrukturen und können möglicherweise höhere Löhne zahlen als kleine Familienbetriebe. Auch die Positionierung des Salons (z.B. Luxussegment vs. Discount-Friseur) kann eine Rolle spielen.
- Leistung und Engagement: Obwohl der Lohn stufenweise angehoben wird, können überdurchschnittliche Leistungen, besondere Motivation und Eigeninitiative einen positiven Einfluss haben. Manche Betriebe bieten Leistungsprämien oder passen den Lohn bei herausragendem Engagement individuell an, auch wenn dies nicht die Regel ist.
- Spezialisierung des Salons: Salons, die sich auf bestimmte, hochpreisige Dienstleistungen spezialisiert haben (z.B. Farbexperten, Haarverlängerungen, Brautfrisuren), könnten potenziell höhere Löhne anbieten, da sie oft auch höhere Einnahmen pro Kunde generieren.
- Verhandlungsgeschick (eingeschränkt): Auch wenn die Verhandlungsmöglichkeiten begrenzt sind, kann ein selbstbewusstes Auftreten und das Aufzeigen der eigenen Motivation und des Interesses am Betrieb einen positiven Eindruck hinterlassen. Es ist immer ratsam, gut informiert in das Vorstellungsgespräch zu gehen.
Rechtliche Aspekte des Lehrlingslohns: Ihre Rechte kennen
Ein wichtiger rechtlicher Grundsatz ist, dass der Lohn dem Lernenden gehört. Dies ist in vielen Gesetzbüchern, wie beispielsweise in der Schweiz im Zivilgesetzbuch (ZGB) Art. 323, klar geregelt. Das bedeutet, dass Sie als Lehrling das volle Verfügungsrecht über Ihr verdientes Geld haben.
Allerdings gibt es eine wichtige Ausnahme: Wenn der oder die Lernende noch bei den Eltern wohnt, können diese einen angemessenen Unterhaltsbeitrag beanspruchen. Dieser Beitrag soll die Kosten für Kost und Logis, aber auch für andere Ausgaben wie Kleidung, Schulmaterial oder Taschengeld abdecken. Die Höhe dieses Beitrags sollte fair und transparent sein und sich an den tatsächlichen Kosten sowie an der Höhe des Lehrlingslohns orientieren. Es ist ratsam, diese Vereinbarung zwischen Eltern und Lehrling klar zu kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Das Ziel ist nicht, den Lehrling zu benachteiligen, sondern eine gerechte Verteilung der Kosten innerhalb der Familie zu gewährleisten, während der Lehrling erste Schritte in die finanzielle Unabhängigkeit macht. Das Wissen um dieses Recht ist entscheidend für junge Auszubildende.
Branchenübliche Löhne im Friseurhandwerk: Eine Orientierungshilfe
Die genauen Zahlen für Lehrlingslöhne im Friseurhandwerk können je nach Land, Region und den bereits erwähnten Faktoren variieren. Es ist jedoch möglich, eine typische Spanne für die jährliche Lohnentwicklung anzugeben, die als Orientierung dienen kann. Diese Zahlen sind beispielhaft und sollten immer mit den aktuellen GAVs oder Branchenempfehlungen abgeglichen werden.
Beispielhafte Lohnentwicklung im Friseurhandwerk (monatlich, Brutto):
| Ausbildungsjahr | Typische Spanne (CHF/EUR/etc.) | Aufgaben und Entwicklung |
|---|---|---|
| 1. Lehrjahr | 400 - 700 | Grundlagen lernen, Salonhygiene, Kundenbetreuung, einfache Haarwäschen und Assistenz bei Behandlungen. Fokus auf Theorie und Beobachtung. |
| 2. Lehrjahr | 600 - 900 | Eigene Kunden betreuen (unter Anleitung), erste Schnitte und Färbungen, Föhntechniken, Beratung zu Produkten. Steigende Eigenverantwortung. |
| 3. Lehrjahr | 800 - 1200 | Weitgehend selbstständiges Arbeiten, komplexe Techniken, Kundenberatung, eventuell Spezialisierungen (Hochsteckfrisuren, Make-up). Vorbereitung auf die Abschlussprüfung. |
| 4. Lehrjahr (falls zutreffend) | 900 - 1400+ | Vertiefung der Kenntnisse, Übernahme von Führungsaufgaben im kleinen Rahmen, intensive Vorbereitung auf die Prüfung, Spezialisierung. |
Diese Tabelle dient lediglich als grobe Richtlinie. Es ist dringend empfohlen, sich bei den zuständigen Berufsverbänden, den kantonalen oder regionalen Berufsberatungsstellen oder direkt bei den Arbeitgeberverbänden im Friseurhandwerk über die aktuell gültigen Empfehlungen und GAVs zu informieren. Oftmals bieten diese Institutionen detaillierte Dokumente oder Online-Tools an, die eine präzisere Einschätzung ermöglichen.
Tipps zur Lohnverhandlung: Selbstbewusst auftreten
Auch wenn die Spielräume bei Lehrlingslöhnen oft durch GAVs und Branchenstandards begrenzt sind, gibt es dennoch Möglichkeiten, sich optimal zu präsentieren und möglicherweise einen besseren Startlohn zu erzielen oder zumindest eine faire Behandlung sicherzustellen:
- Informieren Sie sich gründlich: Bevor Sie ein Vorstellungsgespräch haben, recherchieren Sie die branchenüblichen Löhne in Ihrer Region. Wissen ist Macht!
- Betonen Sie Ihre Motivation und Ihr Engagement: Zeigen Sie, dass Sie mit Leidenschaft Friseur werden möchten und bereit sind, hart zu arbeiten und zu lernen. Betonen Sie auch relevante Vorkenntnisse oder Praktika.
- Stellen Sie Fragen: Fragen Sie aktiv nach der Lohnstruktur, den jährlichen Erhöhungen und ob der Betrieb einem GAV unterliegt. Dies zeigt Ihr Interesse und Ihre Professionalität.
- Seien Sie realistisch: Verstehen Sie, dass Sie in der Ausbildung sind, um zu lernen. Der Lohn ist eine Entschädigung, aber die Ausbildung selbst ist die größte Investition in Ihre Zukunft.
- Sprechen Sie über die Entwicklung: Erkundigen Sie sich, wie der Lohn mit zunehmender Erfahrung und Selbstständigkeit steigt. Ein guter Ausbildungsbetrieb wird hier transparent sein.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Lehrlingslohn
1. Kann mein Ausbildungsbetrieb meinen Lohn kürzen?
Nein, in der Regel ist eine Kürzung des vereinbarten Lehrlingslohns nicht zulässig, es sei denn, es gibt sehr spezifische Gründe, die im Ausbildungsvertrag oder im GAV geregelt sind (z.B. bei unentschuldigtem Fehlen oder groben Pflichtverletzungen). Bei Problemen sollten Sie sich an die Berufsbildungsämter oder eine Rechtsberatung wenden.
2. Was passiert, wenn ich mit meinem Lohn unzufrieden bin?
Sprechen Sie zuerst das Problem in einem ruhigen Gespräch mit Ihrem Ausbilder oder der Geschäftsleitung an. Legen Sie dar, warum Sie glauben, dass Ihr Lohn nicht angemessen ist (z.B. Vergleich mit GAV oder anderen Betrieben). Wenn keine Einigung erzielt wird, können Sie sich an die zuständigen Berufsverbände, Gewerkschaften oder die Berufsbildungsämter wenden, die in solchen Fällen vermitteln können.
3. Muss ich meinen Eltern meinen Lohn abgeben?
Wie bereits erwähnt, gehört der Lohn grundsätzlich Ihnen (ZGB Art. 323). Wenn Sie noch zu Hause wohnen, können Ihre Eltern einen angemessenen Unterhaltsbeitrag beanspruchen. Die Höhe sollte einvernehmlich und fair festgelegt werden und Ihre finanzielle Situation berücksichtigen. Es ist ratsam, dies klar zu besprechen, um Konflikte zu vermeiden.
4. Gibt es Unterschiede bei den Löhnen zwischen den Geschlechtern?
Nein, in den meisten Ländern sind Lohndiskriminierungen aufgrund des Geschlechts gesetzlich verboten. Lehrlingslöhne sollten sich ausschliesslich nach den branchenüblichen Standards, dem Ausbildungsjahr und der Leistung richten, nicht nach dem Geschlecht.
5. Bekomme ich Lohn, wenn ich in der Berufsschule bin?
Ja, die Zeit, die Sie in der Berufsschule verbringen, gilt als Teil Ihrer Ausbildung und wird in der Regel als Arbeitszeit angerechnet. Das bedeutet, dass Sie auch für diese Stunden Ihren regulären Lehrlingslohn erhalten.
6. Wer kann mir verlässliche Informationen zu Lehrlingslöhnen geben?
Verlässliche Informationen erhalten Sie von den zuständigen Berufsbildungsämtern (z.B. kantonale Ämter in der Schweiz), den Berufsberatungsstellen, den Arbeitgeberverbänden im Friseurhandwerk, den Gewerkschaften oder den spezifischen Verbänden, die für die Branche relevante Gesamtarbeitsverträge oder Empfehlungen herausgeben. Auch die Handelskammern oder Industrie- und Handelskammern können Anlaufstellen sein.
Fazit: Eine Investition in die berufliche Zukunft
Der Lehrlingslohn im Friseurhandwerk ist ein fundamentaler Aspekt Ihrer Ausbildung, der Ihnen nicht nur finanzielle Unterstützung bietet, sondern auch Ihre wachsende Kompetenz und Ihren Beitrag zum Salon würdigt. Es ist entscheidend, sich über die Grundlagen, die Einflussfaktoren und Ihre Rechte zu informieren, um eine faire und transparente Ausbildungszeit zu erleben. Eine gute Ausbildung im Friseurhandwerk ist eine wertvolle Investition in Ihre berufliche Zukunft und legt den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere in einem kreativen und erfüllenden Beruf.
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